Yoga liegt seit Jahren voll im Trend – und das ist gut so!

 

Denn die indische Bewegungslehre kann Körper, Geist und Seele gleichermaßen heilen.

Yoga hat sich längst zum Dauerbrenner unter den populären Sportarten entwickelt. Das „American College of Sports Medicine“ hat das meditative Training auch heuer wieder auf die Top-10-Liste der Trendsportarten gesetzt.

In Amerika sind es mehr als 20 Millionen Menschen, die regelmäßig den herabschauenden Hund und andere Yoga-Positionen praktizieren. In Deutschland sind es knapp drei Millionen, in Österreich immerhin 350.000. Tendenz steigend. Aber warum fasziniert Yoga so viele Menschen? Erstens weil es den Übenden spürbar gut tut. Und zweitens, weil die positiven Auswirkungen von Yoga wissenschaftlich belegt sind.

„Wer Yoga übt, entfernt das Unkraut aus dem Körper, so dass der Garten wachsen kann“, erklärte der weltweit bekannte indische Yoga-Guru B. K. S. Iyengar (1918-2014) diesen Effekt. Sein Yoga-Stil stellt die besonders präzise Ausführung von Körperhaltungen in den Fokus. „Yoga heilt mich“, bestätigt auch Pop-Queen Lady Gaga. Sie setzt wie viele andere Stars auf Bikram-Yoga, das in bis zu 40 Grad heißen Räumen praktiziert wird. Aber ganz egal, welches Yoga man macht, es geht um die Kunst, den Atem fließen zu lassen, die Bewegungen zu spüren und dabei letztlich die Muskeln zu entspannen.

Andreas Goldammer, Arzt für Allgemeinmedizin und Osteopath in Wien mit Zusatz-Ausbildung als Yoga-Lehrer: „Es fühlt sich sehr gut an, wenn ein lebensphilosophisches Konzept wie Yoga boomt. Weil es nicht um die rein körperliche Fitness geht, sondern um gesunde Ernährung, Stressmanagement, Gelassenheit und Meditation, aber auch Gewaltfreiheit und ethisches Handeln.“ Mediziner Goldammer weiß sogar von der positiven Wirkung von Yoga bei Bandscheibenpatienten zu berichten – allerdings mit Vorbehalt: „In solchen Fällen darf Yoga nur von medizinischen und therapeutisch versierten Fachpersonen vermittelt werden. Dabei geht es um einfache und nicht überfordernde Übungen, die den betroffenen Bereich stabilisieren und kräftigen.“ Warum Yoga hier hilft?  „Man schätzt, dass zwei Drittel aller Patienten mit Bandscheibenvorfällen auch an wesentlichen Stressfaktoren leiden, die dazu führen, dass sich die Halte- und Stützmuskulatur des Rückens in einer chronischen Dauerspannung befinden“, so Goldammer. Gerade hier setze Yoga an, weil es das Potenzial hat, das vegetative Nervensystem zu beruhigen, die Muskeln zu entspannen, den Rücken wieder besser wahrzunehmen und Stresssituationen leichter zu managen. „Es geht um die nachhaltige Veränderung von Verhaltensmustern, die erst zu dieser Situation geführt haben“, erklärt der Mediziner.

Viele Menschen glauben, sie machen Yoga, dabei machen sie nur Gymnastik. So lautet auch eine der Hauptthesen von Rixa Regina Kroehl, Yoga-Trainerin, Wissenschaftlerin und Hochschuldozentin, in ihrem Buch „Das ist Yoga“ (Südverlag). Die permanente Achtsamkeit auf Atem und Bewegungen mache den Unterschied. „Richten Sie sich auf – auch im Sitzen! Atmen Sie tief ein, setzen Sie das innere Lächeln auf und nehmen Sie die Schulterblätter nach hinten unten – wie fühlen Sie sich? Spüren Sie den Unterschied? Er muss nicht groß sein: es ist der kleine Unterschied, der den großen Unterschied macht.“ Dieser Unterschied, diese Aufmerksamkeit, lässt einen auch rechtzeitig spüren, wenn eine Dehnung zu  stark ist, bevor die Übung schmerzt. Yoga-Lehrerin Wogrolly: „Es kann natürlich auch passieren, dass jemand regelmäßig Yoga übt, und trotzdem tut ihm alles weh. Das darf nicht sein, sollte dann auch von einem Arzt abgeklärt werden. Nach Jahren der Erfahrung, weiß man heute viel darüber, wie verletzungsfrei praktiziert und unterrichtet werden kann.“ Dazu brauche es aber die permanente Weiterbildung der Lehrenden. Gerade der therapeutische Zugang ist hier essenziell.

Aber was tun, wenn jemand mit Schmerzen im Knie, dem Rücken etc. in den Kurs kommt? Das Wichtigste ist, dass der Yoga-Lehrer die Schüler ermuntert, ihn darüber zu informieren – damit Ersatzübungen angeboten werden können. Mediziner Andreas Goldammer geht sogar noch einen Schritt weiter: „Yoga-Lehrer erwerben in der Regel nur wenig Wissen im Umgang mit Menschen, die aufgrund von Alter, Fehlhaltung oder Schmerzen besondere Behandlung benötigen.“  Er selbst versucht mit seiner Tätigkeit als Dozent bei Aus- und Weiterbildungen Yoga-Lehrern  den Blick  im Falle von Beschwerden  zu schärfen. Die Yoga-Lehrer-Ausbildung würde zwar Basiswissen aus Anatomie und Physiologie beinhalten, jedoch gebe es kein allgemeingültiges Regelwerk, welches Mindeststandards festlegt.

Tipps für Anfänger

  1. Wer eher Ruhe und Entspannung oder einen moderaten Beginn sucht, kann es mit sanftem Yoga, etwa Yin Yoga,  oder Grundlagen des Hatha Yoga, versuchen. Wer lieber zu einer dynamischeren Variante tendiert, wählt Vinyasa bzw. Ashtanga.  Welcher Yoga-Stil geeignet ist, kann nur jeder für sich selbst herausfinden. Am besten  unterschiedliche Kurse und Lehrer ausprobieren.
  1. Am Anfang steht oft Unsicherheit. Ist man beweglich genug? Kann man wirklich etwas mit Yoga anfangen? Kleinere Gruppen oder ein Einzeltraining können einem hier die Angst nehmen.  Fast jedes Studio bietet dies an (ca. 60 bis 100 €, je nach Einheit).
  1. Die  Ausbildung der Yoga-Lehrer ist wichtig. Hier gibt es große Unterschiede. Während des Übens darauf achten, ob der Lehrer so korrigiert, dass sich eine Haltung besser anfühlt.  Und ermuntert er, den Atem zu beobachten und den Körper samt seiner Grenzen bei den Übungen wahrzunehmen?
  1. Vor allem für Anfänger gilt,   nicht zu sehr in Positionen hineindehnen. Einen leichten Zug darf man spüren, aber keinesfalls Schmerzen. Lieber erst einmal bewusst  unterfordern. Es muss sich ein Gefühl für die Übungen entwickeln können.
  1. Yoga heißt verbinden – und zwar Körper Geist und Seele. Ein schöner Körper ist willkommenes Nebenprodukt.
  1. Kein falscher Ehrgeiz – es geht nicht darum, mit den Händen die Zehen greifen zu können. Sondern es geht darum, sich auf die Bewegung, den Atem und das Loslassen in den Körperhaltungen (Asanas) zu konzentrieren. Der Matten-Nachbar bringt aber sogar den linken Fuß hinters rechte Ohr? Das ist nicht das Ziel. Wirklich nicht!

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